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Computernerd oder Digitalathlet?
Digitale Transformation
blog
Juli 16, 2019
5 Minuten
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By Tarek

E-Sports zwischen Vorurteilen und Fans

Fast jeder hat schon davon gehört oder ist selbst Teil der Community: E-Sports. Laut eigener Definition des E-Sport-Bundes Deutschland e. V. bedeutet dies „[…] das sportwettkampfmäßige Spielen von Video- bzw. Computerspielen, insbesondere auf Computern und Konsolen, nach festgelegten Regeln“. Im Unterschied zum privaten Gaming steht hier der professionelle Wettkampfgedanke im Vordergrund. Dennoch sorgen immer wieder Nachrichten, die etwa davon berichten, wie Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen, um eine professionelle Karriere als E-Sports-Athlet einzuschlagen, für Kopfschütteln und Unverständnis. Für die einen bedeutet E-Sports dabei ein nettes Hobby für Computernerds. Andere sehen demgegenüber ein millionenschweres Business und eine ernsthafte und erstrebenswerte Karriere. Gleichzeitig bezweifeln wenige, dass E-Sports den Sport der digitalen Generation darstellt. Doch häufig ruft dieser Fakt Kritiker hervor. Im Extremfall bildet sich dabei in einigen Köpfen das Vorurteil eines einsamen und zurückgezogenen Computerspezialisten ab, der Ego-Shooter-Games zockt und sich ohne Bezug zur Realität hinter seinem heimischen PC versteckt.

Überhaupt fällt es vielen Menschen, die noch nie oder kaum Kontakt zu E-Sports hatten, schwer, darin einen Sport zu sehen.

Doch Kenner der Szene fragen nicht danach, ob die E-Sports-Szene Erfolge feiert, sondern nur wann.

Sport oder Nicht-Sport?

Während frühere Generationen von einer Karriere als Fußballprofi träumten, wünschen sich viele Jugendliche heutzutage den Weg als Berufsgamer zu gehen. Wie auch in anderen Sportarten verfolgen die Top-Athleten des E-Sports ihre Karriere bereits meist in möglichst jungen Jahren, denn häufig beenden sie ihren Beruf schon mit Mitte 20. Um zu den besten zu gehören, führen sie täglich hartes und langwieriges Training aus, sowohl körperlich als auch mental. Ein Spiel dauert 40 bis 60 Minuten – und erfordert zum einen strategisches Denken, zum anderen vollziehen die Spieler bis zu 400 Bewegungen pro Minute. Damit unterscheidet sich E-Sports wenig von anderen offiziell anerkannten Sportarten wie zum Beispiel Schach. Im Allgemeinen besteht die Möglichkeit, E-Sports als Einzelperson zu betreiben, häufiger treten die Athleten jedoch im Team, auch Clan genannt, auf. Hier zeigt sich der Kern von Computerspielen, nämlich die Gemeinsamkeit, auch wenn viele das Vorurteil haben, dass es bei Computerspielen darum ginge, sich von Menschen abzuschotten. Einen großen Unterschied merken Experten allerdings an: Während in der Regel niemand einer Gruppe Jugendlicher verbieten kann, sich zum Fußballspielen zu treffen und ein Video davon zu machen, um es womöglich sogar online zu stellen, sieht die rechtliche Grundlage bei Computerspielen anders aus.

Die Rechte eines Spiels liegen bei großen Konzernen, wodurch die Voraussetzungen sich anders darstellen.

Akzeptanz für die Branche

Ein erster wichtiger Schritt in Richtung öffentlicher Akzeptanz würde die Anerkennung des Deutschen Sportbundes von E-Sports als Sportart bedeuten. Damit einher ginge die Möglichkeit, E-Sport-Vereine als gemeinnützig einzustufen. Gemeinnützige Vereine, zu denen die meisten Sportvereine in der Regel gehören, erhalten steuerliche Vorteile, wie beispielsweise ein ermäßigter Umsatzsteuersatz für bestimmte Leistungen.

Zudem erwarten E-Sport-Athleten in Zukunft eine steigende gesellschaftliche Akzeptanz.

Darüber hinaus ergibt sich durch eine offizielle Anerkennung des Deutschen Sportbundes für die Teams die Möglichkeit, eine Sportförderung der Länder sowie Visa für internationale Turniere auf einfachem Wege zu erhalten. Länder wie Südkorea, die Niederlande, Schweden oder die USA sehen E-Sports dabei bereits als offizielle Sportart an. Auch in Deutschland haben zumindest im Koalitionsvertrag Politiker festgehalten, dass ihr Ziel darin besteht, E-Sport-Vereine zu fördern. Dennoch stellt sich der Deutsche Sportbund aktuell noch gegen die Anerkennung.

Mehr als daddeln

Selbst wenn es häufig noch immer den Anstrich eines einfachen Hobbys hat, wächst das Feld von einem Nischenmarkt zu einem Millionengeschäft an. Nicht nur die Preisgelder für die Gewinner von E-Sport-Events steigen, Fans feiern die Erfolgsträger der Szene immer häufiger wie Popstars. Profispieler tragen die Kämpfe auf nationaler sowie internationaler Ebene aus, während die Anhänger der Szene die Spiele in Stadien oder als Livestream verfolgen. Streamingplattformen, aber auch Fernsehanstalten und Social-Media-Kanäle wie YouTube oder Facebook zeigen mehr und mehr Interesse an den Übertragungen.

Damit erschließt sich ein immer größerer Markt, der ebenfalls große Sponsoren anzieht.

Auch aufseiten der Entwickler steigt die Zahl der Involvierten ebenso wie die Entwicklungsdauer, da sich die Spiele wesentlich komplexer zeigen verglichen mit ersten Computerspielen wie „Pong“ oder „Pac-Man“. Die Branche benötigt daher aktuell und auch in Zukunft sowohl Gamingexperten als auch Fachkräfte in der Spieleentwicklung.