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Heuschrecke oder Heilsbringer?
Markt & Management
blog
Juli 16, 2019
5 Minuten
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By Samer

Was steckt wirklich hinter Private Equity?

Die Meinungen zum Thema Private Equity gehen weit auseinander. Während einige sich sehr kritisch über die vermeintliche negative Absicht von Private-Equity-Firmen äußern, sehen andere in dieser Form der Kapitalanlage eine ideale Möglichkeit, Firmen vor der Insolvenz zu bewahren. Bei wieder anderen ruft der Begriff nur Fragezeichen im Kopf hervor.

An dieser Stelle wollen wir Abhilfe schaffen und erläutern die wichtigsten Fakten rund um das Thema Private Equity.

Wie funktioniert Private Equity?

Private Equity bedeutet im Deutschen so viel wie außerbörsliches Eigenkapital. Finanzexperten bezeichnen damit also eine Form des Beteiligungskapitals an nicht börsennotierten Unternehmen oder an solchen, die andere Firmen komplett aufkaufen, um sie anschließend von der Börse zu nehmen. In äußerst seltenen Fällen kommt es aber auch zu der Ausnahme, dass Beteiligungsgesellschaften in die an der Börse gelistete Unternehmen investieren. Sie müssen in diesem Fall über ungenutztes Wachstumspotenzial verfügen, dass eine Private-Equity-Beteiligung heben kann. Die Investitionen in eine Firma erfolgen meist durch spezielle Beteiligungsgesellschaften. Im Gegensatz zu anderen Beteiligungsformen wie beispielsweise Aktien verpflichten sich die Kapitalgeber dazu, ihre Unternehmensanteile auf einen festgelegten Zeitraum, meist mehrere Jahre, zu behalten. Investoren erhalten ihren Erlös erst, wenn die Beteiligungen an eine andere Firma verkauft werden oder das Unternehmen wieder an die Börse geht. Damit der Kapitalgeber eine möglichst große Rendite erwirtschaftet, suchen Private-Equity-Gesellschaften systematisch Unternehmen aus, die ein gutes Verhältnis von Rendite und Risiko, damit einen stabilen Cashflow sowie ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial haben.

Aufgrund der verhältnismäßig großen Investitionskosten und des Wachstumspotenzials in dieser Branche ist der Anteil an Private-Equity-Beteiligungen besonders in Hightech-Unternehmen groß.

Formen des Private Equity

Beteiligungsgesellschaften unterstützen Unternehmen in drei verschiedenen Phasen. So besteht etwa die Möglichkeit, bei Start-ups in der entscheidenden Gründungsphase Kapital einzusetzen. Diese Form des Private Equity bezeichnen Experten als Venture Capital. Plant ein Unternehmen zu expandieren, erhält es sogenanntes Growth Capital, also Wachstumskapital. Sogenannte Buy-out-Finanzierungen helfen Firmen in einer schwierigen Finanzlage oder regeln die Nachfolge einer Firma.

Vorteile oder Vorurteile?

Besonders Start-ups profitieren vom Einsatz von Venture Capital und von dem Know-how, das ihnen Private-Equity-Unternehmen bieten. Aber auch für Firmen, die in einer problematischen Marktsituation stecken, bringt das gebündelte Wissen einen enormen Wandel. Häufig verfügen Private-Equity-Unternehmen über Experten mit sowohl industriellem als auch operativem Know-how und Erfahrung in der Produktivitäts- und Effizienzsteigerung.

Dennoch kämpfen sie oftmals mit einem schlechten Ruf, sodass Medien und Gesellschaft sie vielfach als Heuschrecken bezeichnen.

Dahinter steht die Annahme, dass die Kapitalgeber darauf aus sind, Firmen, die sich in einer Notsituation befinden, aufzukaufen. Danach entlassen sie angeblich viele Mitarbeiter, um Personalkosten zu sparen und das Unternehmen dann zu einem höchstmöglichen Preis wieder zu verkaufen. Dieser Mythos entstand höchstwahrscheinlich aufgrund von mangelndem Verständnis für die relativ neue Investitionsform oder durch vereinzelte schwarze Schafe, die den Ruf der gesamten Branche schädigten. Die Realität spricht dabei eine andere Sprache. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) steigt die Mitarbeiterzahl in den Firmen, die von Private-Equity-Unternehmen finanziert werden. Ihr Interesse liegt schließlich darin, die Firmen, in die sie investieren, weiterzuentwickeln.

Dies geht auch mit einer wachsenden Zahl an Arbeitsplätzen einher.

Im Zuge von Umstrukturierungen kommt es aber in einigen Fällen zu Mitarbeiterentlassungen.

Risiken nicht unterschätzen

Doch trotz vieler Vorteile bedeuten Private-Equity-Beteiligungen auch Risiken. Vor allem im Bereich der Start-up-Finanzierung herrscht große Unsicherheit, ob das eingesetzte Kapital auch einen Ertrag bringt oder ob es zu einem totalen Verlust kommt, wenn das Start-up pleitegeht. Eine Möglichkeit besteht daher darin, in Private-Equity-Fonds zu investieren. Diese Fonds streuen das angelegte Geldmittel über mehrere Unternehmen, sodass selbst ein Totalausfall einer Anlage nicht übermäßig ins Gewicht fällt. Trotz des Risikos der Anleger herrscht häufig das Vorurteil, dass Private-Equity-Manager regelmäßig hohe Boni einstreichen. Stattdessen erhalten sie erst nach erfolgreichem Abschluss der Investition einen Kapitalertrag aus den Fondsgewinnen, Carried Interest genannt. Sie bekommen damit neben ihrem monatlichen Gehalt eine Form der Ergebnisbeteiligung.

Gute Aussichten

Das gängige Vorurteil, dass Private-Equity-Unternehmen lediglich gierig nach einer größtmöglichen Rendite in kürzester Zeit sind, hält sich noch immer. Dennoch erkennen immer mehr Menschen die Vorteile, die diese Form der Kapitalanlage bringt, und die Tatsache, dass hohe Renditen nicht im Konflikt mit den Zielen der finanzierten Firma stehen. Auch dank der Transparenz, mit der Private-Equity-Anleger mittlerweile ihre Geschäfte tätigen, sinkt die Skepsis in der Bevölkerung. Zudem kommen bei großen Konzernen Wachstumskapitalanlagen inzwischen immer häufiger vor, sodass sich auch mehr und mehr Erfolgsgeschichten verzeichnen lassen. Finanzexperten gehen davon aus, dass dieser Markt weiterhin wächst.

Daher bedeutet die Suche nach idealen Mitarbeitern für Private-Equity-Unternehmen eine große Herausforderung. Sie sorgen schließlich nicht nur für gute Abschlüsse, sondern dienen auch als Aushängeschild für das Unternehmen und die Branche.